Puls-Check Deutschland zu COVID-19 und Datenspende
Die COVID-19-Pandemie hat das Weltgeschehen fest im Griff. Impfstoffe werden dabei immer mehr zum Licht am Ende des Tunnels. Dennoch brauchen wir dringend weitere Lösungen, um auch langfristig in unseren gewohnten Alltag zurückkehren zu können. Digitale Lösungen können dabei einen entscheidenden Vorteil für die Beschleunigung der Forschung schaffen.
Zur UmfrageUm zu verstehen, wie sich die deutsche Bevölkerung zum Thema Datenschutz, Forschungsunterstützung und in Sachen Offenheit für Datenspende verhält, haben wir eine repräsentative Umfrage durchgeführt. Diese richtete sich an 5.002 Teilnehmende.
Gerade persönliche Daten und ihre Speicherung, Verarbeitung und Weitergabe sind in Deutschland streng reglementiert. Nicht zuletzt deshalb sind Deutschland und die EU Vorreiter für viele weltweit geführte Datenschutzdebatten. Gerade in Bezug auf die Bekämpfung der COVID-19-Pandemie stehen nun neue Themen zur Diskussion, da bereits andere Länder gezeigt haben, wie digitale Lösungen bei der Bekämpfung des Coronavirus erfolgreich zum Einsatz gebracht werden können. Wir wollten wissen, wie viel Prozent der deutschen Bevölkerung sich vorstellen können, Gesundheitsdaten zu spenden und was ihnen wichtig wäre, um einer Datenspende zuzustimmen.
„Die Bereitstellung von Gesundheitsdaten von Bürgerinnen und Bürgern für die medizinische Forschung kann diese signifikant beschleunigen und so die Gesundheitsversorgung deutlich verbessern”, kommentiert Professor Erwin Böttinger, Leiter des Digital Health Centers am Potsdamer Hasso-Plattner-Institut, die Ergebnisse der Umfrage.
Frage 1
Was würde Sie davon überzeugen, einem digitalen Austausch Ihrer medizinischen Daten zwischen Ärzt:innen und Forschungseinrichtungen zuzustimmen?
Gründe für den Austausch medizinischer Daten
Laut den Ergebnissen unserer Umfrage ist die überwiegende Mehrheit der deutschen Bürger:innen bereit, medizinische Daten mit Ärzt:innen und Forschenden digital zu teilen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Fast drei Viertel der Befragten (73%) würden zustimmen, ihre Daten weiterzugeben. Für diejenigen, die einem digitalen Austausch zustimmen würden, sind die folgenden drei Gründe am wichtigsten: die Verbesserung der Therapie und Diagnose (63%), die Vorbeugung von Krankheiten (57%) und schnellere Erkenntnisse (54%). 53% unterstützen die Früherkennung von Pandemien, was den Wunsch der Bevölkerung widerspiegelt, einer ähnlichen Situation wie der COVID-19-Gesundheitskrise zuvorzukommen.
Ein Vergleich der Meinungen aus Ost- und Westdeutschland zu diesem Thema zeigt, dass die Westdeutschen etwas offener dafür sind, ihre medizinischen Daten digital zu teilen. 74% der westdeutschen Befragten würden zustimmen, im Gegensatz zu nur 68% der Ostdeutschen. Eine Analyse der Ergebnisse nach Kaufkraft scheint ebenfalls auf einen Trend hinzudeuten: 76% der Befragten mit sehr hoher Kaufkraft würden dem Austausch von Gesundheitsdaten zustimmen, während nur 67% der Befragten mit einer sehr niedriger Kaufkraft dafür offen sind.
Frage 2
Welche Ihrer gesundheitsrelevanten Daten wären Sie bereit unter Wahrung der Privatsphäre zu teilen, um die Coronavirus-Forschung zu beschleunigen?
Faktoren die Bereitschaft zum Datenaustausch beeinflussen
Ähnlich wie bei der ersten Frage unserer Umfrage sind rund 70% bereit, ihre Daten zur besseren Erforschung des Coronavirus zu spenden. Die Mehrheit aller Befragten, die zustimmen würden, erklärte sich bereit, akute Beschwerden wie Husten und Fieber (68%), Informationen zum Standort (63%) und Abstandsmessungen (Bluetooth Distance) (53%) auszutauschen. Nur 47% der Befragten, die einer Datenspende zustimmen würden, würden Informationen über bereits bestehende Erkrankungen austauschen, und 47% von ihnen wären bereit, allgemeine Gesundheitsdaten wie z.B. den Puls auszutauschen.
Auch hier zeigen die Umfrageergebnisse erneut, dass Menschen mit Kindern im Haushalt weniger offen für die Weitergabe ihrer persönlichen Gesundheitsdaten sind. 72% der Befragten ohne Kinder im Haushalt sind bereit, Daten für die Coronavirus-Forschung zu spenden, im Gegensatz zu nur 63% der Befragten mit Kindern im Haushalt. Eine Analyse der Ergebnisse nach Kaufkraft zeigt einen direkten Zusammenhang zwischen Kaufkraft und Bereitschaft zur Datenspende. 75% der Befragten mit sehr hoher Kaufkraft würden ihre Daten teilen, während nur 66% der Befragten mit sehr niedriger Kaufkraft dafür offen wären.
Frage 3
Wofür würden Sie Gesundheitsdaten (Puls, Fieber, Vorerkrankungen) und Bewegungsdaten (Standort, Abstandsmessung) der COVID-19 Forschung bereitstellen?
Motivation der Befragten: Datenspende in Corona-Zeiten
Gefragt nach der Motivation für die Spende von Gesundheits- und Bewegungsdaten an die COVID-19-Forschung gaben 65% der Umfrageteilnehmenden an, dass sie bereit wären, Daten zu spenden. Die wichtigsten Zwecke für die Datenspende, die von diesen Befragten angegeben wurden, sind die Eindämmung der COVID-19 Ausbreitung (77%) und die beschleunigte Entwicklung eines COVID-19-Impfstoffs (65%). Zu unserem Erstaunen würden nur 40% der Befragten, die einer Datenspende zustimmen, dies nur tun, um die COVID-19-Maßnahmen zu lockern, was es zum am wenigsten wichtigen Ziel der Umfrage-Teilnehmenden macht.
Die Datenauswertung brachte zudem hervor, dass 67% der westdeutschen Befragten ihre persönlichen Daten spenden würden, um eines der in der Umfrage aufgeführten COVID-19-Ziele zu erreichen. Nur 58% der ostdeutschen Befragten wären bereit, Daten für solche Forschungszwecke zur Verfügung zu stellen. Wie in den Ergebnissen aus der zweiten Frage scheint Schulbildung die Bereitschaft zur Spende von Gesundheitsdaten nicht zu beeinträchtigen. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass Befragten mit Abitur sich mehr dafür interessieren, Daten zu spenden, um die COVID-19-Maßnahmen zu lockern, als diejenigen aus den Kategorien “Mittlere Reife” und “Hauptschule / kein Abschluss.”
Grafische Zusammenfassung unserer Ergebnisse
Interessieren Sie sich für eine kurze Zusammenfassung unserer Umfrage? Hier ist unsere Infografik, die Sie gern mit Familie und Freund:innen teilen können.
Download InfografikInformationen zur Umfrage
Quelle: Die Ergebnisse beruhen auf einer repräsentativen Umfrage unter 5.002 Teilnehmenden in der Bundesrepublik Deutschland, durchgeführt im Zeitraum 20.04.-30.04.2020. Der statistische Fehler liegt bei 2,5%. Ausübendes Unternehmen war civey.com.