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Zeckenbisse - Borreliose und FSME

Symptome, Behandlung und Erkrankungen

1. Was sollte man bei einem Zeckenbiss tun?

Bei einem Zeckenbiss sollte die Zecke stets – und möglichst zeitnah – entfernt werden, um das Übertragungsrisiko von Erregern zu minimieren. Eine antibiotische Behandlung ist dagegen nur indiziert, sollte es im Verlauf zu Borreliose-typischen Beschwerden (siehe Symptome) kommen [1, 2].

1.1. Zecke entfernen

Es ist wichtig, die Zecke möglichst in Gänze zu entfernen. Folgende Technik ist hierzu empfehlenswert [3, 4]:

Nehmen Sie eine kleine Pinzette, um die Zecke so nah wie möglich an der Hautoberfläche zu fassen. Dabei sollten Sie jedoch den Körper der Zecke nicht zusammendrücken [3, 4].

Nun können Sie die Zecke mit gleichmäßigem Druck vorsichtig, aber fest rausziehen. Vermeiden Sie es, an der Zecke zu rütteln oder zu drehen. Dies würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Mundwerkzeuge der Zecke abbrechen und in der Haut verbleiben [3, 4].

Desinfizieren Sie nach dem Entfernen der Zecke die Bissstelle und reinigen Sie Ihre Hände mit Alkohol oder Wasser und Seife [3, 4].

Wenn keine Pinzette zur Verfügung steht, entfernen Sie die Zecke mit der Hand. Am besten verwenden Sie hierfür ein Papier oder Tuch, um die Finger beim Herausziehen zu schützen [3].

Nach Entfernen der Zecke sollte die betroffene Person die Bissstelle 6 Wochen lang auf die Entwicklung eines sogenannten Erythema migrans (EM) beobachten (siehe Symptome) [3, 4].

1.1.1. Was sollte man tun, wenn der Kopf stecken bleibt?

Sollten die Mundwerkzeuge der Zecke beim Herausziehen in der Haut verbleiben, warten Sie darauf, bis diese von selbst rausfallen. Weitere Manipulation würde hier nur das Infektionsrisiko erhöhen [3].

1.2. Hausmittel

Von dem Gebrauch von Hausmitteln wird bei der Entfernung einer Zecke unbedingt abgeraten. Beispielsweise hat sich beim Auftragen von Vaseline, Fingernagellack, Isopropylalkohol oder einem heißen Streichholz gezeigt, dass die Mundwerkzeuge der Zecke hierdurch häufiger in der Haut zurückbleiben [3, 4].

In einigen Ländern wie zum Beispiel Australien wird das Einfrieren der Zecken vor der Entfernung befürwortet. Dies hängt jedoch mit bestimmten Eigenschaften (Toxinfreisetzung) der dort einheimischen Zeckenarten zusammen. In anderen Regionen wird dies daher nicht empfohlen [3].

1.3. Medikamente

In vielen Fällen kommt es nach einem Zeckenbiss zu keinerlei Symptomen. In diesen Fällen ist eine Behandlung mit Medikamenten nicht empfohlen – auch nicht im Sinne einer Prophylaxe [4].

Hintergrund ist, dass in Studien bei 125 symptomlosen Betroffenen eine prophylaktische Antibiotikagabe eingesetzt werden musste, um einen einzigen Erkrankungsfall zu verhindern. Gleichzeitig besteht jedoch ein Risiko für unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen und Resistenzbildungen [4].

Die Wirksamkeit von antibiotischen Salben ist unklar und wird dementsprechend ebenfalls nicht empfohlen [4].

1.4. Impfung

In Europa gibt es zwei wesentliche Erkrankungen, die durch Zecken übertragen werden können: Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) [5, 6].

Zwar ist Borreliose häufiger, dennoch gibt es lediglich gegen FSME eine Impfung. Diese wird bei Reisen in entsprechende Risikogebiete – insbesondere bei geplantem Naturaufenthalt empfohlen [5, 6].

Eine Liste mit allen relevanten Risikogebieten finden Sie hier.

2. In diesem Falle sollten Sie bei einem Zeckenbiss den Arzt aufsuchen

Generell ist eine Behandlung nach einem Zeckenbiss nur sinnvoll, sofern es im Verlauf zu Symptomen kommt. Hiervon sind auch Babys, Kinder und Schwangere nicht ausgenommen [4, 7].

Sollten Sie Schwierigkeiten haben, bestimmte – womöglich neue – Beschwerden richtig einzuordnen, ist die Kontaktaufnahme mit Ihren behandelnden Ärzt:innen im Zweifelsfall sinnvoll.

2.1. Baby, Kind & Schwangerschaft

Bei Babys, Kindern und Schwangeren entspricht die Behandlung – wie auch bei anderen Personengruppen – dem jeweiligen Krankheitsbild (Borreliose oder FSME) sowie dem entsprechenden Symptomstadium (siehe unten) [8].

Bei Schwangeren werden die behandelnden Ärzt:innen zudem teils auf andere Antibiotika zurückgreifen, da diese während der Schwangerschaft besser verträglich sind [8].

3. Symptome von Zeckenbissen bei Menschen

Wie bereits erwähnt, gibt es in Europa zwei wesentliche Erkrankungen, die durch Zecken übertragen werden können: Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) [5, 6].

Die Symptome unterscheiden sich bei beiden Erkrankungen deutlich und werden daher im Folgenden getrennt behandelt.

3.1. Wann treten Symptome auf?

Sowohl bei der Borreliose als auch bei der FSME können Symptome bereits nach wenigen Tagen bis Wochen auftreten. Gerade bei der Borreliose können bestimmte Symptome jedoch auch erst deutlich später – nach Monaten oder sogar Jahren – beginnen [9, 10].

Ein vorangegangener Zeckenbiss oder die bei der Borreliose typischen, aber keineswegs immer vorhandenen Hautveränderungen („Erythema migrans”, siehe unten) sind vielen Betroffenen rückblickend gar nicht erinnerlich [11].

3.2. Rötung und roter Kreis

Eine Rötung oder ein roter Kreis zählen zu den häufigsten Symptomen nach einem Zeckenbiss. Da dieses Symptom typisch für die Lyme-Borreliose, nicht aber für die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist, finden Sie mehr Infos hierzu im folgenden Abschnitt unter 4.1.2. [9, 14].

4. Erkrankungen durch Zeckenbisse

4.1. Borreliose

Die Lyme-Borreliose ist eine durch Zecken übertragbare Infektionserkrankung. Der eigentliche Krankheitsauslöser sind jedoch die sogenannten „Borrelia-burgdorferi”-Bakterien. Die Zecken dienen somit nur als Vektor, als „Vehikel” [5].

Die Wahrscheinlichkeit eines Zeckenbisses ist während des Sommerhalbjahrs am größten. Expositionsort sind hohe Gräser, Büsche und Waldgebiete. Die Zecken können jedoch nicht springen. Es ist also ein direkter Kontakt nötig [5, 12].

4.1.1. So hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Borreliose-Erkrankung

Das genaue Infektionsrisiko kommt immer auf den Einzelfall an. Es hängt jedoch von folgenden – für Betroffene teils schwer einzuschätzenden – Faktoren ab [1, 13]:

  • Ob die Zecke zu den sogenannten „Ixodes”-Spezies gehört (In Europa wäre das vor allem „Ixodes ricinus”, auch „gemeiner Holzbock” genannt)
  • In welchem Entwicklungsstadium sich die Zecke befand (Larve, Nymphe oder adultes Tier – Nymphenstadium mit höchstem Übertragungsrisiko)
  • Wie lange die Zecke festgesaugt war (eher geringes Risiko in den ersten 48 Stunden)

Selbst in Endemie-Gebieten sind übrigens bei weitem nicht alle Zecken mit den Borrelia-burgdorferi-Bakterien infiziert. In einer Studie waren es beispielsweise 15 % aller Zecken [13].

4.1.2. Symptome von Borreliose

Eine-Borreliose-Infektion äußert sich meist als Rötung, die sich von der Einstichstelle ausgehend vergrößert. Unbehandelt können im späteren Verlauf weitere Beschwerden wie eine Nerven-, Herz- oder Gelenkbeteiligung auftreten [9, 14].

4.1.2.1. Rötung & roter Kreis (Erythema migrans)

Nach ein paar Tagen bis Wochen ohne merkliche Hautveränderung kann es von der Bissstelle ausgehend zu einer kreisförmigen, sich ausbreitenden, hellroten Hautveränderung kommen. Durch die Ausbreitung wird die Rötung auch als Wanderröte oder lateinisch als „Erythema migrans” bezeichnet [9, 14].

Zwar ist dieses Symptom das häufigste und dazu meist früheste Symptom einer Lyme-Borreliose. Dennoch tritt es nur bei etwa 50 % aller Infizierten auf – ist also keineswegs ein „Muss”. Bei wiederum 30 % aller Personen mit Erythema migrans kommt es zudem zu einer Abblassung in der Mitte der Rötung [9, 14].

Abbildung zur Wanderröte oder auch „Erythema migrans” nach Zeckenbiss
Wanderröte oder auch „Erythema migrans” nach Zeckenbiss
4.1.2.2. Juckreiz

Häufig bleibt ein Erythema migrans das einzige Symptom einer Borreliose. Während Schmerzen durch die Rötung selten sind, kann es jedoch gelegentlich mit Juckreiz einhergehen [9, 14].

4.1.2.3. Weitere Borreliose-Beschwerden

Deutlich seltener, aber ebenfalls als „frühes Borreliose-Symptom” kann es zur sogenannten „Lymphadenosis cutis benigna” kommen. Dabei handelt es sich um eine immunologische Reaktion, die zu rot-bläulichen Hautknoten sowie lokal geschwollenen Lymphknoten führt. Die Knoten betreffen meist Ohrläppchen oder Brustwarzen [9, 14].

Zu den Beschwerden, die in der Regel erst nach Wochen bis Monaten auftreten, gehören die sogenannte „Akute Neuroborreliose” sowie die „Lyme-Karditis” [9, 14].

Ersteres wird auch als „Frühe Neuroborreliose” bezeichnet und betrifft immerhin 3 bis 12 % aller Borreliose-Infizierten. Symptome sind dann meist von der Wirbelsäule ausstrahlende, vor allem nächtliche, teils intensive Nervenschmerzen, Extremitätenlähmungen sowie Hirnnervenausfälle [9, 14].

Diese Beschwerden bilden sich jedoch meist unter antibiotischer Behandlung innerhalb von mehreren Wochen wieder zurück [9, 14].

Die „Lyme-Karditis” wiederum betrifft etwa 4 % aller Infizierten und ist eine Herzmuskelentzündung, die in vielen Fällen symptomlos bleibt. Es kann jedoch auch zu Herzrhythmusstörungen, Atemnot und Brustschmerzen kommen [9, 14].

4.1.3. Blutwerte bei Borreliose

Das Erythema migrans, also die für die Borreliose typische Wanderröte ist eine sogenannte Blickdiagnose. Hier genügt es für die behandelnden Ärzt:innen folglich das Hautbild zu sehen, um eine antibiotische Behandlung einzuleiten [11, 15].

Jedoch besteht dieses Symptom nur bei 50 % aller Infizierten. Und auch unter diesen bemerkt sie nicht jeder. Eine Laboruntersuchung des Blutes kommt daher bei allen anderen Borreliose-typischen Beschwerden (siehe oben) infrage. Ohne Beschwerden sollten dagegen keinerlei Bluttests durchgeführt werden [11, 15].

In der Blutuntersuchung testet Ärzt:innen dann auf Borrelien-spezifische Antikörper. Der direkte Erregernachweis ist bei der Borreliose nämlich ausgesprochen schwierig [11, 15].

4.1.4. Behandlung von Borreliose

Eine symptomatische Borreliose sollte stets antibiotisch behandelt werden. Meist kommt dabei das Präparat „Doxycyclin” oder aber „Amoxicillin” zum Einsatz. Jedoch hängt die Auswahl des jeweiligen Antibiotikums immer vom aktuell vorliegenden Krankheitsstadium ab. Es können also auch andere Präparate zum Einsatz kommen [2, 16].

Es entsteht jedoch kein Vorteil durch eine besonders hohe Dosis, eine Kombination verschiedener Antibiotika oder eine Langzeittherapie, weswegen von all diesen abgeraten wird [2].

4.1.5. Spätfolgen

Es gibt eine Reihe möglicher Spätfolgen, welche erst nach Monaten oder Jahren auftreten. Hierzu zählen die sogenannte „Lyme-Arthritis”, die „Acrodermatitis chronica atrophicans” sowie die „Chronische Neuroborreliose”. Diese können entstehen, wenn eine Borreliose unbehandelt bleibt [9, 14].

Während es sich bei Ersterem um eine Gelenkentzündung handelt (meist große Gelenke wie Knie), ist zweiteres eine chronische Hautveränderung an den Streckseiten der Extremitäten (meist Unterschenkel). Die „Chronische Neuroborreliose” ist sehr selten. Hier geht die Entzündung auf das Gehirn über [9, 14].

4.2. FSME

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist neben der Borreliose das zweite wesentliche in Europa durch Zecken übertragene Krankheitsbild. Auch hier sind die Zecken nur Vektor, also „Vehikel”. Jedoch handelt es sich beim Erreger im Gegensatz zur Borreliose um Viren [5, 6].

Das FSME-Virus befällt dabei ebenfalls die Zecken der sogenannten „Ixodes”-Spezies. In Europa ist dies „Ixodes ricinus”, auch „gemeiner Holzbock” genannt [17].

4.2.1. Symptome einer Frühsommer-Meningoenzephalitis

Von Infektion zu Symptombeginn vergehen bei der FSME in der Regel zwischen 7 und 28 Tagen, wobei 90 % aller Infizierten ohnehin einen asymptomatischen Verlauf haben [10].

Bei den restlichen 10 % hat die Erkrankung meist einen zweiphasigen Verlauf. Zunächst kommt es zu grippeähnlichen Symptomen wie Fieber oder Gliederschmerzen und erst danach (nach einem fieberfreien Intervall) kommt es zu einem weiteren Temperaturanstieg gepaart mit einer Hirn(haut)entzündung [10].

Eine solche kann beispielsweise mit Kopfschmerzen, einer Bewusstseinstrübung, Erbrechen oder Durchfall einhergehen. Bei Kindern sind die Verläufe im Schnitt milder [10].

4.2.2. Diagnostik und Therapie einer Frühsommer-Meningoenzephalitis

Die FSME kann per Blutuntersuchung im Labor nachgewiesen werden. Je nach Krankheitsphase wird der Erreger dabei entweder direkt oder indirekt über Antikörper nachgewiesen [18].

Die Behandlung ist nur symptomatisch und zielt auf eine Senkung des Fiebers ab. Jedoch besteht für Menschen, die sich viel in Risikogebieten aufhalten oder planen, dorthin zu reisen, die Möglichkeit sich im Vorfeld vorbeugend impfen zu lassen [7, 19].

Eine Liste mit allen relevanten Risikogebieten finden Sie hier.

Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen, wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.

Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.

Ursprünglich veröffentlicht am

FAQs

Wann sollte man bei einem Zeckenbiss zum Arzt gehen?

Generell ist eine Behandlung nach einem Zeckenbiss nur sinnvoll, sofern es im Verlauf zu Symptomen kommt. Hiervon sind auch Babys, Kinder und Schwangere nicht ausgenommen [4, 7].

Sollten Sie Schwierigkeiten haben, bestimmte – womöglich neue – Beschwerden richtig einzuordnen, ist die Kontaktaufnahme mit Ihren behandelnden Ärzt:innen im Zweifelsfall sinnvoll.

Welche Rötung ist nach einem Zeckenbiss normal?

Eine leichte Rötung unmittelbar nach Entfernung der Zecke ist in der Regel unbedenklich. Beim ernstzunehmenden Erythema migrans (Wanderröte) handelt es sich dagegen um eine nach ein paar Tagen bis Wochen von der Bissstelle ausgehende, sich kreisförmig ausbreitende, hellrote Hautveränderung. Diese sollte unbedingt Anlass für einen Arztbesuch sein [9, 14].

Wann treten die ersten Symptome nach einem Zeckenbiss auf?

Sowohl bei der Borreliose als auch bei der FSME können Symptome bereits nach wenigen Tagen bis Wochen auftreten. Gerade bei der Borreliose können bestimmte Symptome jedoch auch erst deutlich später – nach Monaten oder sogar Jahren – beginnen [9, 10].

Ist ein Zeckenbiss immer gefährlich?

Nein. Das genaue Infektionsrisiko kommt immer auf den Einzelfall an. Es hängt jedoch von folgenden – für Betroffene teils schwer einzuschätzenden – Faktoren ab [1, 13]:

  • Ob die Zecke zu den sogenannten „Ixodes”-Spezies gehört (In Europa wäre das vor allem „Ixodes ricinus”, auch „gemeiner Holzbock” genannt)

  • In welchem Entwicklungsstadium sich die Zecke befand (Larve, Nymphe oder adultes Tier – Nymphenstadium mit höchstem Übertragungsrisiko)

  • Wie lange die Zecke festgesaugt war (eher geringes Risiko in den ersten 48 Stunden)

Selbst in Endemie-Gebieten sind übrigens bei weitem nicht alle Zecken mit den Borrelia-burgdorferi-Bakterien infiziert. In einer Studie waren es beispielsweise 15 % aller Zecken [13].

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