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Die Reiseapotheke

Das gehört in den Koffer

Die Reiseapotheke beinhaltet all das, was einem hoffentlich im Urlaub erspart bleibt. Kommt es jedoch zum Krankheitsfall, kann sich glücklich schätzen, wer gut vorbereitet ist. Natürlich gibt es dabei nicht „die eine” Reiseapotheke. Denn je nach Vorerkrankungen, Alter, Reiseziel und -art kann sich Zusammenstellung des vielleicht wichtigsten Gepäckstücks durchaus unterscheiden. Hier finden Sie eine fundierte Übersicht.

1. Eine Checkliste für die perfekte Reiseapotheke

Wie sich die persönliche Reiseapotheke zusammensetzt, bleibt zwangsläufig eine persönliche Entscheidung – und letztlich Risikoabwägung. Schließlich kann sich je nach bereistem Land die Dichte und Qualität der Gesundheitsversorgung deutlich unterscheiden [1]. 

Auch wenn sich eine nahegelegene Klinik im Ausland finden lässt, ist dies – je nach Land – nicht automatisch eine Garantie für die Verfügbarkeit aller relevanten Medikamente. Und selbst dann kann die Medikamentenqualität im Ausland anderen Standards oder sogar Fälschungen unterliegen [1].

Dennoch wird keine Reiseapotheke gegenüber jeder Eventualität gewappnet sein. Alle hier gemachten Empfehlungen sollen deswegen nur als „Optionen” betrachtet werden und im Zweifelsfall unbedingt mit den behandelnden Ärzt:innen im Vorfeld der Reise diskutiert werden [1].

Die vorgeschlagenen Medikamente sollten selbstverständlich auch nur zum Einsatz kommen, wenn hinsichtlich der Indikation (also dem Grund für die Einnahme) Klarheit besteht. Auch hier hilft teilweise nur ein individuelles Arztgespräch [2].

1.1. Reiseapotheke für Erwachsene

Eine sinnvolle Reiseapotheke für Erwachsene kann Folgendes beinhalten [1-4]:

  • die persönliche Dauermedikation
    • Dies sollte selbsterklärend sein. Darüber hinaus gehen von jeder Vorerkrankung wie Atemwegserkrankungen oder Diabetes spezifische Risiken aus. Dies sollte unbedingt individuell mit den zuständigen Behandler:innen geklärt werden.
  • ein persönlicher Attest bei Mitführen von Betäubungsmitteln
    • Menschen, die im Alltag auf Betäubungsmittel angewiesen sind, sollten bei Reisen ins Ausland einen spezifischen ärztlichen Attest mitführen. Nur so kann der Eigenbedarf sicher nachgewiesen werden.
  • ein Verbandskasten inklusive Desinfektionsmittel
    • Dies ist für die Behandlung von Wunden unverzichtbar. Eine kleine Pinzette zur Entfernung von Splittern sowie eine Zeckenzange sind ebenfalls sinnvoll.
  • ein Fieberthermometer
    • Ohne ist die eigene Körpertemperatur schlicht nicht akkurat einzuschätzen.
  • Mückenschutz in Malariagebieten
    • Dieser sollte aus einem Moskitonetz, einem mückenabweisenden Hautmittel (Repellent) sowie einem Imprägnierungsmittel für Kleidung und Moskitonetz bestehen. Auch gegen Zeckenbisse sind viele Mückenschutzmittel eine gute Hilfe.
  • Elektrolytpulver wie „Elotrans”
    • Bei Durchfällen kann es zu einem relevantem Elektrolytverlust kommen, dem so effektiv entgegengewirkt werden kann.
  • Ibuprofen 
    • Der „Klassiker” unter den frei erhältlichen Schmerzmitteln. Hilft gegen Schmerzen aller Art und zusätzlich gegen Fieber. Sollte nur zeitlich begrenzt und in den empfohlenen Dosen eingenommen werden. Kann im Übermaß Nieren und Magenschleimhaut angreifen. 
  • Paracetamol
    • Wirkt ebenfalls fiebersenkend und schmerzlindernd. Gute Alternative zu Ibuprofen. Statt Niere und Magenschleimhaut ist hier die Leber als „Limitation” zu beachten. Daher unbedingt nur vorübergehend und in den empfohlenen Dosierungen einnehmen.
  • Loperamid 
    • Kann bei Durchfall (ohne Fieber und ohne krampfartige Bauchschmerzen!) kurzzeitig eingesetzt werden. Unbedingt die Packungsbeilage berücksichtigen.
  • Dimenhydrinat (auch bekannt als „Vomex”)
    • Effektiv gegen Übelkeit und Erbrechen. Gibt es auch als Kaugummi. Auch hier unbedingt die Packungsbeilage beachten und nicht überdosieren.

An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass diese Auflistung weder Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, noch die Beratung mit den behandelnden Ärzt:innen ersetzen kann. Vielmehr sollte die Liste nur als Diskussionsgrundlage dienen und dann stets individuell angepasst werden [1, 3].

1.2. Reiseapotheke für Kinder und Babys

Für Kleinkinder sollte eine sinnvolle Reiseapotheke Folgendes beinhalten [1-9]:

  • sofern vorhanden: die persönliche Dauermedikation
    • Zwar sind Vorerkrankungen bei Kindern seltener als bei Erwachsen. Sollten dennoch welche vorliegen, ist es umso wichtiger, diese auch im Urlaub adäquat behandeln zu können. Dies gilt übrigens auch für mögliche Komplikationen des entsprechenden Krankheitsbildes. 
  • ein Verbandskasten inklusive Desinfektionsmittel
    • Für Kinder genauso wichtig zur Wundbehandlung wie bei Erwachsenen. Eine kleine Pinzette zur Entfernung von Splittern sowie eine Zeckenzange kommen bei Kindern besonders häufig zum Einsatz. Große Empfehlung daher.
  • ein Fieberthermometer
    • Gerade Kinder neigen häufig zu fiebrigen Infekten. Um die Lage richtig einschätzen zu können und rechtzeitig mit fiebersenkender Medikation gegenzusteuern, ist ein Fieberthermometer unverzichtbar.
  • Mückenschutz in Malariagebieten
    • Gilt auch für Kinder. Dieser sollte aus einem Moskitonetz, einem mückenabweisenden Hautmittel (Repellent) sowie einem Imprägnierungsmittel für Kleidung und Moskitonetz bestehen.
  • Elektrolytpulver wie „Elotrans”
    • Bei Durchfällen kann es zu einem relevantem Elektrolytverlust kommen, dem so effektiv entgegengewirkt werden kann. Hier besteht ebenfalls kein Unterschied zu Erwachsenen.
  • Ibuprofen sowie Paracetamol
    • Beide Medikamente sind auch im Kindesalter einsetzbar und wirken effektiv gegen Fieber und Schmerzen. Dabei sollte jedoch unbedingt entsprechend des Beipackzettels auf einer altersentsprechende Dosierung und Limitationen geachtet werden. Von einer langfristigen Gabe ist abzuraten. Beide Präparate gibt es als Tablette, Pulver zum Auflösen oder Zäpfchen, was je nach Alter des Kindes relevant sein kann.
  • Durchfallmedikation 
    • Hier sollte bei Kindern große Vorsicht herrschen. Bestimmte sogenannte „Probiotika” sowie die Substanz „Racecadotril” kommen zwar auch bei Kindern in Frage. Zur Anwendung sollten Sie sich aber unbedingt von ihrem Kinderarzt oder -ärztin im Vorfeld beraten lassen.
  • Dimenhydrinat (auch bekannt als „Vomex”)
    • Effektiv gegen Übelkeit und Erbrechen. Kann auch bei Kindern eingesetzt werden. Sollte durchs Erbrechen eine Tablettengabe nicht möglich sein, gibt es auch die Option den Wirkstoff als Zäpfchen zu verabreichen. Gabe ist nur sinnvoll, wenn Allgemeinmaßnahmen wie eine vorsichtige Nahrungsaufnahme sowie die Gabe kleiner Trinkmengen nicht möglich waren. Das Medikament wirkt nur symptomatisch, behebt also nicht die Ursache.
  • befeuchtende Augentropfen 
    • Diese sollten ohne Wirkstoff und Konservierungsstoffe sein. Nützlich bei nicht-infektiösen Bindehautentzündungen. Auch Kindern können hiervon betroffen sein. 
  • Betaisodona-Lösung
    • „Must-have” zur Wunddesinfektion und bei einfachen Hautinfektionen. Sollte Teil jeder Reiseapotheke sein – auch für Kinder.
  • Noscapin (z.B. Capval®) bei Reizhusten
    • Das Medikament wirkt gegen trockenen Reizhusten und kann bei Kindern zum Einsatz kommen. Dies kann gerade zur Nacht sinnvoll sein, um einen ausreichenden Schlaf zu ermöglichen. Hierzu sollten Sie sich jedoch im Vorfeld der Reise von ihren Kinderärzt:innen beraten/aufklären lassen.
  • Daktar
    • Die Creme wirkt gegen Hautpilz und sollte Teil jeder Reiseapotheke sein – auch bei Kindern.
  • Fenistil-Gel
    • Wirkt symptomlindernd bei allergischem Hautausschlag und Insektenstichen. Ist auch bei Kindern sinnvoll und harmlos.
  • ausreichender Sonnenschutz
    • Sonnenschutz ist für nahezu jede Reise unverzichtbar und sollte daher in keiner Reiseapotheke fehlen. Kinder sind besonders empfindlich und daher besonders auf Sonnenschutz angewiesen.
  • abschwellende Nasentropfen
    • Dankbar bei leichten Erkältungen, unverzichtbar bei Mittelohrentzündungen, wovon gerade Kinder gehäuft betroffen sind. Daher unverzichtbar für die Reiseapotheke.

Bei Kindern und Babys ist der Einsatz von Medikamenten mit noch größerer Sorgfalt zu überdenken. Es empfiehlt sich daher unbedingt, einmal im Vorfeld der Reise mit den behandelnden Kinderärzt:innen durchzusprechen, welche Medikamente wann Sinn machen und wie einzusetzen sind.

1.3. Reiseapotheke für Schwangere

Schwangere Personen können sich grob an der obigen Checkliste für Erwachsene orientieren. In deutschen Apotheken erworbene Medikamente verfügen grundsätzlich über einen Beipackzettel, der über etwaige Risiken und Dosisanpassungen – z.B. im Falle einer Schwangerschaft – aufklärt.

Wie auch andere Menschen sollten Schwangere die obigen Checklisten jedoch trotzdem nur als Orientierung nehmen und die Liste in Ruhe mit ihren behandelnden Ärzt:innen diskutieren. Auch sollte generell darauf geachtet werden, dass alle für die Schwangerschaft wichtigen Impfungen durchgeführt worden sind.

Grundsätzlich ist während der Schwangerschaft u.a. von folgenden Reise-relevanten Medikamenten explizit abzuraten [10, 11]:

  • Ibuprofen im 2. und 3. Trimenon
    • Dies gilt auch für verwandte Substanzen wie Diclofenac und (mit Ausnahmen) Aspirin. Stattdessen sollten Schwangere auf Paracetamol zur Schmerzlinderung und Fiebersenkung zurückgreifen.
  • Dimenhydrinat („Vomex”) im 3. Trimenon
    • Die gegen Übelkeit wirksame Substanz sollte bei Schwangeren im 3. Trimenon nicht mehr zum Einsatz kommen, da sich sonst das Frühgeburtsrisiko erhöhen kann. Hier gibt es zahlreiche Alternativen, über die Sie ihre behandelnden Frauenärzt:innen aufklären können.
  • bestimmte Antibiotika
    • Zu den während der Schwangerschaft zu vermeidenden Wirkstoffen zählen: Cotrimoxazol, Fluorchinolone, Rifampicin, Linezolid, Aminoglykoside, Tetracycline (z.B. Doxycyclin) sowie Tigecyclin. Auch hier können Sie sich im Vorfeld von ihren Frauenärzt:innen hinsichtlich sinnvoller Alternativen beraten lassen.

2. Reiseapotheke für beliebte Urlaubsziele

2.1. Ägypten

Für Ägypten gibt es keine Notwendigkeit zu besonderen Abweichungen von der oben orientierend aufgeführten Checkliste zur Reiseapotheke [12, 13]. 

In Ägypten herrscht zudem ganzjährig keine Malariasaison, weswegen eine Malariaprophylaxe im Vorfeld der Reise nicht nötig ist [12, 13].

2.2. Mexiko

Auch für Mexiko ist die oben genannte Reiseapotheke als Orientierung sinnvoll. Als Abweichung zu Ägypten ist jedoch auf das Malariarisiko hinzuweisen [12, 13]:

Hierfür besteht ein geringes Risiko im Süden der Provinz Chihuahua und im

Norden der Provinz Chiapas sowie ein minimales Risiko in den Provinzen Campeche, Cancún, Reste von Chiapas, Durango, Jalisco, Nayarit, Quintana Roo, San Luis Potosi, Sinaloa, Sonora und Tabasco [12, 13].

Die übrigen Landesteile gelten als malariafrei. Je nach Reisedestination kann eine Beratung in einem tropenmedizinischen Institut vor Antritt der Reise daher ratsam sein [12, 13].

2.3. Thailand

Wer nach Thailand reisen möchte, ist mit der oben aufgeführten orientierenden Empfehlung zur Reiseapotheke meist gut bedient. Ähnlich wie im Fall von Mexiko ist jedoch beim Thema Malariaprophylaxe besondere Aufmerksamkeit geboten [12, 13]:

Das Malariarisiko ist in Thailand nämlich in einigen Teilen des Landes ganzjährig vorhanden. Ein hohes Risiko besteht dabei in den Regionen unmittelbar an der Grenze zu Myanmar im Westen. Ein geringes Risiko liegt dagegen in der Region um Tak und auf der Insel Little Koh Chang vor [12, 13]. 

Im Rest des Landes ist das Risiko als minimal zu betrachten. Hierzu zählen auch die beliebten Reiseziele Phuket, Koh Samui, Koh Phangan, Koh Samet sowie die Inseln der Krabi Provinz [12, 13].

Große Städte wie Bangkok, Chiang Mai, Chiang Rai und Pattaya gelten dagegen als malariafrei [12, 13].

Vor einer Thailandreise ist somit in Summe eine tropenmedizinische Beratung sinnvoll [12, 13]. 

3. Reiseapotheke für Backpacking, Camping und Co.

Neben generellem Gesundheitszustand und Reiseziel ist natürlich auch die Art der Reise relevant für die Auswahl der persönlichen Reiseapotheke [2].

Denn umso weiter abgelegen von der Zivilisation das Reiseziel liegt, desto schwieriger wird es, sich im Krankheitsfall medizinische Hilfe zu besorgen. Gleichzeitig kann gerade bei Trekkingtouren der Bedarf für ein möglichst leichtes Reisegepäck groß sein [2]. 

Die Abwägung zwischen „potenzieller Überversorgung” oder aber „Kleinstversion” bei der Auswahl der Reiseapotheke können wir hier natürlich niemandem abnehmen. Wir weisen an dieser Stelle jedoch darauf hin, dass es die oben gelisteten Medikamente durchaus in kleinen Packungsgrößen gibt [2]. 

Als Faustregel gilt: Umso entlegener und länger das Outdoorerlebnis sein soll, desto sinnvoller ist sicherlich auch eine gut ausgestattete Reiseapotheke. Ein individuell beratenes Arztgespräch legen wir hierbei trotzdem jeder Person ans Herzen [2].

4. Tasche für die Reiseapotheke zusammenstellen oder fertig kaufen

Zwar mag es Anbieter geben, die „fertige” Reiseapotheken im Set verkaufen, davon ist dennoch abzuraten. Hintergrund ist, dass die Auswahl einer Reiseapotheke immer individuell und in Rücksprache mit den behandelnden Ärzt:innen erfolgen sollte [2].

Einzelne Elemente der Reiseapotheke – wie einen Verbandskasten oder sämtliche Materialien zum Mückenschutz – können aber durchaus im Set erworben und dann mit den persönlich wichtigen Medikamenten ergänzt werden [2].

FAQs

Was gehört alles in die Reiseapotheke?

Wie sich die persönliche Reiseapotheke zusammensetzt, bleibt zwangsläufig eine persönliche Entscheidung – und letztlich Risikoabwägung. Schließlich kann sich je nach bereistem Land die Dichte und Qualität der Gesundheitsversorgung deutlich unterscheiden [1]. 

Die obige Checkliste kann jedoch eine nützliche Orientierung bieten.

Was sollte in einer Reiseapotheke nicht fehlen?

Dies hängt stark von bereistem Land und medizinischer Versorgung vor Ort ab. Unverzichtbar ist natürlich die persönliche Dauermedikation. Ein kleiner Verbandskasten sowie Medikamente gegen Schmerzen und Fieber sind ebenfalls nahezu immer sinnvoll [1]. 

Die obige Checkliste kann jedoch eine nützliche Orientierung bieten.

Was muss ich alles mit in den Urlaub nehmen?

Empfehlungen unterscheiden sich von Person zu Person und je nach bereistem Reiseziel. Eine pauschale Empfehlung für jedermann ist daher wenig sinnvoll [1]. 

Die obige Checkliste kann jedoch eine nützliche Orientierung bieten.

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