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Endometriose

Erkennen & behandeln

Für betroffene Personen ist Endometriose oftmals eine große Herausforderung – und das körperlich wie mental. Denn neben den körperlichen Beschwerden spielt auch die psychische Belastung eine große Rolle. Zudem kann die oft lange Odyssee an Arztbesuchen bis zur Diagnose den Betroffenen viel abverlangen. Um dies zu verbessern, finden Sie hier eine Übersicht zum Thema.

1. Was ist Endometriose – Eine Definition

Endometriose ist eine chronische Erkrankung, bei der sogenannten Endometriumzellen – also Zellen, die normalerweise die innerste Schicht der Gebärmutter bilden – außerhalb der Gebärmutterhöhle vorkommen [1]. Die Zellen können dann theoretisch im gesamten Körper vorkommen und unterliegen dem weiblichen Hormonzyklus [1].

1.1 Häufigkeit

Schätzungen zufolge sind weltweit etwa 10 % aller Frauen im Fortpflanzungsalter von Endometriose betroffen. In Deutschland sind dies etwa 2 Millionen Frauen [2, 3]. 

Genaue Schätzungen sind jedoch schwierig, da viele Betroffene keine Symptome haben [3]. Weitere Schätzungen zur Häufigkeit lauten [3].:

  • 1 bis 7 % unter asymptomatischen Frauen
  • 40 % unter Jugendlichen mit Anomalien des Genitaltrakts
  • Bis zu 50 % aller Frauen mit Unfruchtbarkeit
  • Bis zu 70 % aller Frauen, die wegen chronischer Beckenschmerzen untersucht werden

1.2. Periode und Endometriose

Typischerweise gehen viele der Beschwerden mit der monatlichen Regel einher. Grund ist, dass die Endometriosezellen auf den weiblichen Hormonzyklus reagieren: Unter dem Einfluss von Östrogen vermehren sie sich. Dies ist ein wichtiges Indiz bei der Abklärung der Beschwerden [4, 5].

Allerdings können die Beschwerden auch unabhängig vom Zyklus bestehen, was die Ursachenfindung häufig komplex macht [4-6].

1.3. Grad 1-3

Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Einteilungen, um die vielen Ausprägungsformen einer Endometriose besser zu beschreiben [7]. 

Schließlich können Endometriumzellen in alle möglichen Gewebe gelangen: von tiefer gelegenen Gebärmutterschichten über Scheidengewebe und Eierstöcke bis hin zu Blase, Darm, Lunge oder sogar Gehirn. „Die eine” Endometriose gibt es also gar nicht [3, 7].  

In ausgeprägteren Fällen nutzen Ärzt:innen häufig den sogenannten ENZIAN-Score, bei dem die Endometriose je nach Größe in 3 Grade (G1: <1 cm, G2: 1-3 cm, G3: >3 cm) sowie je nach Lokalisation in verschiedene „Kompartimente” eingeteilt wird [7].

2. So erkennen Sie Endometriose

2.1 Endometriose-Test

Den einen Test, um eine Endometriose zuverlässig zu erkennen, gibt es leider nicht. So liegen zwischen ersten Symptomen und der Diagnosestellung im Schnitt 6 Jahre. Bei Frauen mit ausgeprägter Schmerzsymptomatik sind es sogar 10 [8, 9].

2.2 Diagnose von Endometriose

Für eine zeitnahe Diagnosestellung (und anschließende Behandlung) ist es daher wichtig, Betroffene bereits bei Verdacht auf Endometriose an ein dafür spezialisiertes Zentrum zu verweisen [8, 10].

Eine Übersicht über typische Symptome finden Sie in unserem Artikel Symptome von Endometriose. Zudem ist es sinnvoll, die eigene Frauenärztin im Zweifelsfall proaktiv auf das Thema anzusprechen [8, 10]. 

In einem solchen auf Endometriose spezialisierten Zentrum werden dann neben ärztlichem Gespräch und körperlicher Untersuchung gegebenenfalls verschiedene Tests wie Ultraschall oder MRT durchgeführt, um sich der Diagnose anzunähern [8, 10]. 

Eine Diagnosesicherung ist dann jedoch erst durch Gewinnung einer histologischen Probe – zum Beispiel als Teil einer Bauchspiegelung mit Biopsie – möglich [8, 10].

2.2.1 Ultraschall

Zwar kann mittels Ultraschall keineswegs jede Endometriose-Lokalisation entdeckt werden. Dennoch kommt dieses harmlose Untersuchungsverfahren als erste Orientierung häufig zum Einsatz [8, 10].

Genau genommen verwenden Ärzt:innen hier die sogenannte transvaginale Sonografie, bei der der Ultraschallkopf direkt in die Vagina eingeführt wird, wodurch der Uterus aus unmittelbarer Nähe beurteilt werden kann [8, 10].

Hier kann sich dann zum Beispiel ein diffus vergrößerter Uterus zeigen. Entfernter gelegene Endometriose-Herde können so jedoch meist nicht erfasst werden [8, 10].

2.2.2. MRT

Das MRT wird nur manchmal bei der Endometriose-Diagnostik eingesetzt. Einerseits ist es aufwändiger als ein Ultraschall und andererseits fehlt ihm ebenfalls die Möglichkeit zur Diagnosesicherung per Probenentnahme [8, 10].

Es wird daher meist nur bei sehr spezifischen Fragestellungen hinzugezogen [8, 10].

2.2.3. Bauchspiegelung

Die Bauchspiegelung mit Probenentnahme ist und bleibt der Goldstandard bei der Diagnosestellung einer Endometriose [8, 10].

Zudem können größere Endometrioseherde auf diesem Weg entfernt werden [8, 10].

Dennoch sollten Betroffene, gerade wenn sie nur milde Beschwerden haben, stets mit den behandelnden Ärzt:innen besprechen, ob der Eingriff tatsächlich notwendig ist. Dies hängt stets vom konkreten Einzelfall ab [10].

2.3. Blutwerte bei Endometriose

Blutuntersuchungen im Labor kommen bei der Diagnostik der Endometriose keine tragende Rolle zu. So kann das Labor einer Endometriose-Betroffenen gänzlich unauffällig sein, obwohl sie starke Beschwerden aufweist [11].

Zudem ist keiner der messbaren Parameter irgendwie spezifisch für Endometriose. In Einzelfällen – je nach von Endometriosezellen betroffener Körperregion – kann das Labor jedoch Hinweise auf die Lokalisation geben [11].

3. Ursachen von Endometriose

Es gibt eine Vielzahl verschiedener Entstehungstheorien für die Endometriose (z.B. per „retrograder Menstruation, also durch Verschleppung von Endometriumzellen entlang der Tuben in die Bauchhöhle). Welche davon die richtige ist, bleibt jedoch weiterhin unklar [12]. 

Immerhin konnten mittlerweile verschiedene Risikofaktoren erkannt werden, welche ein Auftreten wahrscheinlicher machen. Diese lauten [12]:

  • Genetische Veranlagung
  • Kurze Menstruationszyklen (≤27 Tage)
  • Verlängerte Dauer der Periodenblutung
  • Keine vergangene oder wenige Schwangerschaften
  • Späte erste Schwangerschaft
  • Frühe erste Periode (nicht gesichert)

3.1. Psychische und seelische Ursachen

Der Psyche kommt bei der Endometriose eine besondere Rolle zu. Zwar ist die Psyche bei diesem Krankheitsbild nicht der Auslöser. Es handelt sich also um kein klassisch psychosomatisches Krankheitsbild. Jedoch kann die Psyche im Verlauf zu einer Verstärkung der Beschwerden führen [6]. 

So kann sich über die Jahre ein sogenanntes Schmerzgedächtnis ausbilden. Kommen in Rückenmark und Gehirn immer wieder starke Schmerzsignale an, kann sich dort die Schmerzverarbeitung anpassen. Eine Sensibilisierung entsteht, woraufhin sich die Schmerzwahrnehmung – unabhängig von erfolgten Therapiemaßnahmen – verstärken kann [6, 9, 13].

Hier gibt es jedoch eine Vielzahl an Therapiemöglichkeiten (z.B. Neural-, Schmerz-, Physio- oder Psychotherapie), um dieser Entwicklung entgegenzuwirken [13].

4. Symptome von Endometriose

Das häufigste Symptom bei Endometriose ist ein mit der Periode einhergehender Unterbauchschmerz, der meist noch vor Blutungsbeginn einsetzt, stetig zunimmt und mit Eintreten der Menstruation wieder nachlässt [4, 5].

Viele andere Symptome sind jedoch ebenfalls möglich. Eine Übersicht zu allen möglichen Symptomen von Endometriose finden Sie hier [4, 5].

5. Heilung von Endometriose

Zwar ist es derzeit noch nicht möglich, eine Endometriose komplett zu heilen. Dennoch bestehen medikamentös als auch chirurgisch effektive Behandlungsmöglichkeiten [14].

5.1. Behandlung von Endometriose

Ist die Diagnose erst einmal gesichert, empfiehlt es sich, die Behandlung an einem dafür spezialisierten Zentrum mit einem interdisziplinären Team durchzuführen. Das heißt, verschiedene Ärzt:innen aus unterschiedlichen Fachgebieten arbeiten hier gemeinsam [14].

Dies ist gerade deshalb wichtig, weil Endometriose so viele verschiedene Körperteile betreffen kann [14].

5.2. Medikamente bei Endometriose

Da ein Anstieg des Östrogenspiegels zu einem Wachstum der Endometriosezellen führt, zielt die medikamentöse Behandlung vor allem darauf ab, den Östrogenspiegel nachhaltig zu senken [4, 15].

Dies gelingt mit manchen Formen der „Pille”: Zu den eingesetzten Präparaten zählen sogenannte Gestagene, GnRH-Analoga, kombinierte orale Kontrazeptiva oder Aromatasehemmer, wobei eine Therapie mit Gestagenen in der Regel bevorzugt wird [15].

Hierdurch kann meist eine effektive Verkleinerung des Endometrioseherdes sowie eine verringerte Aktivität herbeigeführt werden [15].

Das genaue Vorgehen sollte jedoch immer im Einzelfall und in Rücksprache mit den behandelnden Ärzt:innen erörtert werden [15].

5.3. OP bei Endometriose

5.3.1. Wann wird die OP bei Endometriose durchgeführt?

Eine OP kann in vielen Fällen ebenfalls ein sinnvoller Behandlungsansatz bei Endometriose sein. Dies gilt insbesondere, wenn [16]:

  • die Betroffenen ausgeprägte Symptome haben.
  • sich die medikamentöse Therapie als unzureichend erwiesen hat.
  • die Betroffene zudem einen unerfüllten Kinderwunsch hat.

5.3.2. Erfahrungen und Kosten

Bei dem Verfahren handelt es sich typischerweise um eine sogenannte laparoskopische Entfernung aller erreichbaren Endometrioseherde [16]. 

Dies ist eine minimal-invasive Operationsform, welche nur kleine Inzisionen (Einschnitte) in die Bauchwand erfordert und daher überaus gewebeschonend ist. Wie jeder operative Eingriff, bestehen natürlich auch hier Risiken. Dennoch haben sowohl Ärzt:innen als auch Betroffene sehr positive Erfahrungen mit diesem mittlerweile sehr bewährten Eingriff gemacht [16].

Mithilfe von schmalen Zugängen (Trokaren) und einer Kamera kann dann die Bauchhöhle begutachtet (diagnostische Laparoskopie) oder aber operiert werden (therapeutische Laparoskopie) [16]. 

Bei bestehender Indikation werden alle Kosten für den Eingriff von der Krankenkasse übernommen [16].

5.3.3. Heilungsdauer nach der OP

Zwar ist der technische Aufwand und die OP-Dauer bei einer Laparoskopie größer. Jedoch bestehen wichtige Vorteile [16]:

Die postoperativen Schmerzen fallen insgesamt geringer aus. Betroffene können nach dem Eingriff zudem deutlich schneller wieder das Bett verlassen. Und nicht zuletzt besteht durch die nur kleinen Inzisionen (Einschnitte) auch kosmetisch ein besseres Ergebnis [16]. 

Die genaue Heilungsdauer kann dabei zwischen Betroffenen deutlich variieren und hängt dabei wesentlich von Faktoren wie Alter oder Rauchen ab [16].

5.3. Heilung durch Schwangerschaft

Durch eine Schwangerschaft kann es hormonell bedingt zu einem deutlichen Rückgang der Endometriose-Beschwerden kommen [17, 18].

Diese Beschwerde-Besserung kann in einigen Fällen auch nach der Schwangerschaft weiter anhalten. Sowohl für den Rückgang der Beschwerden als auch für das Anhalten dieses Zustands gibt es jedoch keine Garantie [17, 18].

5.4. Spezielle Ernährung bei Endometriose

Eine spezielle Ernährung, die wissenschaftlich erwiesen die Endometriose-Beschwerden lindern würde, gibt es nicht. Da eine ausgewogene pflanzenbasierte Ernährung jedoch mit zahlreichen anderen Gesundheitsvorteilen einhergeht, ist es dennoch generell sinnvoll, auch hierauf zu achten [19].

5.4.1. Ernährungsberatung und Ernährungsplan

Gerade bei Betroffenen, wo die Endometriose-Zellherde den Darm betreffen, kann es jedoch zu einigen gastrointestinalen Beschwerden kommen. Genauere Informationen dazu finden Sie hier.

In diesem Fall kann es sinnvoll sein, eine professionelle Ernährungsberatung hinzuzuziehen, um gemeinsam einen Ernährungsplan zu erstellen und so eine ausreichende Nährstoffversorgung zu gewährleisten [20].

6. Endometriose und Kinderwunsch

6.1. Fruchtbarkeit

Endometriose kann sich nachweislich ungünstig auf die Zeugungsfähigkeit auswirken. Dies hängt jedoch in erster Linie von der genauen Lokalisation und Ausprägung der Endometriose ab [17, 18].

Sitzen die Endometriose-Herde beispielsweise in den tieferen Uterusschichten, haben Betroffene laut Studien eine um 30% reduzierte Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden. Dies sind jedoch nur Durchschnittswerte. Am Ende zählt immer der konkrete Einzelfall [4].

Sollte es bei einem Paar zu Schwierigkeiten bei der Zeugung kommen, muss dies zudem nicht zwingend mit einer vorliegenden Endometriose zu tun haben. Schließlich gibt es hierbei eine Vielzahl anderer möglicher Ursachen [17]. 

Personen mit bekannter Endometriose und bestehendem Kinderwunsch sollten sich hierzu im Vorfeld von ihren behandelnden Frauenärzt:innen beraten lassen [17, 18].

6.2. In der Schwangerschaft

Wenn es zu einer Schwangerschaft bei bestehender Endometriose kommt, besteht in vielen Fällen kein erhöhtes Risiko. Vielmehr kommt es hormonell bedingt häufig sogar zu einem deutlichen Rückgang der Beschwerden [17, 18].

Liegen die Endometrioseherde jedoch ungünstig, kann dies zu Problemen führen. Hierzu zählen beispielsweise der Verlust der Schwangerschaft, eine Wachstumseinschränkung, ein vorzeitiger Blasensprung oder eine Frühgeburt [4]. 

Die behandelnden Frauenärzt:innen können das etwaige Risiko jedoch meist bereits im Vorfeld abklären und dann – in den allermeisten Fällen – Entwarnung geben [17, 18].

6.2.1. Fehlgeburt

Fehlgeburten als Folge einer Endometriose wurden berichtet. Da diese und andere Endometriose-bedingte Komplikationen in der Schwangerschaft jedoch ausgesprochen selten sind, werden für schwangere Frauen mit bestehender Endometriose meist keine zusätzlichen Überwachungsmaßnahmen oder Interventionen empfohlen [4, 18].

6.2.2. Nach der Schwangerschaft

Sollte es während der Schwangerschaft zu einer Besserung der Endometriose-Beschwerden kommen, kann diese in einigen Fällen auch nach der Schwangerschaft weiter anhalten. Sowohl für den Rückgang der Beschwerden als auch für das Anhalten dieses Zustands gibt es jedoch keine Garantie [17, 18].

7. Endometriose in den Wechseljahren

Endometriose tritt meist mit Beginn der Periode auf und verursacht am häufigsten zwischen 20. und 40. Lebensjahr Beschwerden. Spätestens mit Einsetzen der Menopause verschwinden die Beschwerden dann meist wieder. Doch auch hier gibt es Ausnahmen [3, 6, 21]. 

So kann Endometriose mitunter auch nach der Menopause eine aktive Erkrankung bleiben. Laut Studien sind etwa 2 Prozent aller Betroffenen mit einer chirurgisch festgestellten Erstdiagnose postmenopausal [22].

Trotzdem ist ein schwerer Krankheitsverlauf in diesem Alter die absolute Ausnahme. Hintergrund ist der mit der Menopause einhergehende Abfall des Östrogenspiegels [22].

FAQs

Wie zeigt sich Endometriose?

Das häufigste Symptom bei Endometriose ist ein mit der Periode einhergehender Unterbauchschmerz, der meist noch vor Blutungsbeginn einsetzt, stetig zunimmt und mit Eintreten der Menstruation wieder nachlässt [4, 5].

Was passiert, wenn eine Endometriose nicht behandelt wird?

Dies kann von Person zu Person stark variieren. Beispielsweise gibt es zahlreiche Frauen mit komplett symptomlosen Verläufen. Hier gäbe es gar keinen Anlass für eine Behandlung [4, 5].

Bei Frauen mit Symptomen kann eine Behandlung effektiv den Leidensdruck senken. Ein kleiner Anteil an Betroffenen kann im Verlauf Komplikationen entwickeln. Hier kommt eine Behandlung eine noch größere Bedeutung zu [4, 5].

Wo kann man Endometriose feststellen lassen?

Für eine zeitnahe Diagnosestellung (und anschließende Behandlung) ist es daher wichtig, Betroffene bereits bei Verdacht auf Endometriose an ein dafür spezialisiertes Zentrum zu verweisen [8, 10].

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